
Im Gespräch mit Hebamme Dilara
(Instagram: hebamme.dilara)
Wichtige Tipps rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
Warum eine Hebamme unverzichtbar ist – Einblick in einen besonderen Beruf
Die Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett sind eine der intensivsten Phasen im Leben einer Frau. In dieser Zeit tauchen viele Fragen auf, und oft sind Unsicherheiten und neue Herausforderungen Teil des Alltags. Genau hier kommt die Hebamme ins Spiel – eine unverzichtbare Begleiterin, die nicht nur mit medizinischem Wissen unterstützt, sondern auch emotionalen Halt gibt.
Doch immer wieder höre ich Sätze wie: „Ich brauche keine Hebamme, meine Mutter oder Schwiegermutter hat auch Kinder bekommen.“ Dabei wird oft übersehen, dass sich die Geburtshilfe und die wissenschaftlichen Erkenntnisse stetig weiterentwickeln. Jede Schwangerschaft und jedes Baby sind einzigartig – und genau deshalb kann eine Hebamme in jedem Fall eine wertvolle Unterstützung sein.
In diesem Interview spreche ich mit einer erfahrenen Hebamme über ihre Arbeit, die häufigsten Fragen von Eltern und warum die Betreuung durch eine Hebamme so wichtig ist – egal, ob es das erste oder das dritte Kind ist. Außerdem werfen wir einen Blick auf das Thema Hausgeburten und den Wandel in der Geburtshilfe.
Viel Spaß beim Lesen!
Nadia: Liebe Dilara, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Bevor ich auf allgemeine Fragen von frischgebackenen Eltern eingehe, würde ich gerne etwas mehr über dich und deine Arbeit als Hebamme erfahren. Du bist seit 2020 als Hebamme tätig. Was hat dich dazu inspiriert, diesen Beruf zu ergreifen?
Hebamme: Schon als Kind habe ich gesagt: „Wenn ich groß bin, möchte ich Hebamme werden.“ Das war immer mein Traumberuf, und ich habe ihn konsequent verfolgt. Mich hat schon früh fasziniert, wie ein neues Leben entsteht und wie wichtig die Begleitung während der Schwangerschaft und Geburt ist. Die Vorstellung, Frauen in dieser besonderen Phase zu unterstützen, hat mich tief berührt. Für mich gibt es kaum einen bewegenderen Moment, als wenn ein Baby das Licht der Welt erblickt und Eltern ihr Kind zum ersten Mal in den Armen halten. In meinem Beruf kann ich nicht nur medizinisch begleiten, sondern auch emotional unterstützen – das macht ihn für mich so wertvoll.
Nadia: Das ist wirklich beeindruckend! Welche Erfahrungen hast du in den ersten Jahren deiner Tätigkeit gemacht?
Hebamme: Ich habe zunächst im Krankenhaus gearbeitet und konnte dort viele Geburten begleiten. Das war eine sehr intensive und erfüllende Zeit. Jede Geburt ist einzigartig, und ich durfte in den unterschiedlichsten Situationen erleben, wie stark und beeindruckend Frauen während dieses besonderen Moments sind. Besonders die ersten Geburten, die ich begleitet habe, sind mir noch lebhaft in Erinnerung geblieben – die Aufregung, die Verantwortung und die unglaubliche Emotion, wenn ein neues Leben das Licht der Welt erblickt.
In der Klinik habe ich auch gelernt, unter Druck ruhig zu bleiben, schnell zu reagieren und mit verschiedenen medizinischen Herausforderungen umzugehen. Gleichzeitig habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, den werdenden Eltern Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln, besonders in Momenten der Unsicherheit oder Angst. Nach einigen Jahren in der Klinik habe ich mich entschlossen, auch in der freiberuflichen Betreuung zu arbeiten, weil ich die Frauen und ihre Familien noch intensiver begleiten wollte – nicht nur während der Geburt, sondern auch in der Schwangerschaft und im Wochenbett.
Nadia: Du bist mittlerweile selbst Mutter von zwei kleinen Kindern. Wie hat sich dein Berufsleben dadurch verändert?
Hebamme: Bis zur Geburt meiner Tochter war ich in der Klinik tätig. Danach habe ich mich auf Hausbesuche konzentriert und arbeite seitdem selbstständig.
Nadia: Welche Vorteile und Herausforderungen bringt die Selbstständigkeit mit sich?
Hebamme: Der größte Vorteil ist, dass ich meine Arbeit flexibel gestalten kann. Ich kann mir meine Termine so legen, dass sie sowohl für die Frauen, die ich betreue, als auch für mich und meine Familie passen. Das ermöglicht mir, mehr Zeit für jede einzelne Schwangere oder frischgebackene Mutter zu haben und individueller auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Ich schätze es sehr, länger mit den Familien in Kontakt zu bleiben und sie nicht nur rund um die Geburt, sondern auch während der gesamten Schwangerschaft und im Wochenbett intensiv begleiten zu können.
Allerdings vermisse ich die Geburtshilfe in der Klinik sehr. Die Geburten mitzuerleben und diesen einzigartigen Moment der ersten Begegnung zwischen Eltern und Kind hautnah zu begleiten, war immer etwas ganz Besonderes für mich. Gleichzeitig weiß ich, dass der Klinikalltag mit seinen Schichtdiensten momentan schwer mit meiner eigenen Familie zu vereinbaren ist. Der Spagat zwischen Beruf und Privatleben ist eine der größten Herausforderungen in der Selbstständigkeit. Dazu kommen organisatorische und bürokratische Aufgaben, die viel Zeit in Anspruch nehmen – von Abrechnungen über Terminplanung bis hin zur Dokumentation.
Trotz dieser Herausforderungen überwiegt für mich das Positive: Die enge, persönliche Betreuung, die Freiheit, meine Arbeit nach meinen Vorstellungen zu gestalten, und die Dankbarkeit der Familien machen meine Selbstständigkeit zu einer wertvollen und erfüllenden Aufgabe.
Nadia: Wie viele Frauen betreust du aktuell pro Monat?
Hebamme: Im Schnitt betreue ich etwa 8 bis 10 Frauen pro Monat.
Nadia: Was gefällt dir am meisten an deiner Arbeit als Hebamme?
Hebamme: Die enge Begleitung der Frauen und Familien, das Unterstützen in dieser besonderen Lebensphase – das ist einfach wunderschön. Ich liebe es, Frauen durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu begleiten und ihnen Sicherheit und Vertrauen in sich selbst zu geben. Jede Familie ist anders, jede Schwangerschaft einzigartig, und genau das macht meinen Beruf so spannend und erfüllend.
Besonders berührend ist es für mich, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen und sie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Stärken zu entdecken. Viele sind anfangs unsicher oder ängstlich, doch mit der richtigen Begleitung wachsen sie in ihre neue Rolle hinein. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn ich merke, dass eine Frau nach der Geburt voller Selbstvertrauen ihr Baby in den Armen hält und weiß: „Ich schaffe das.“
Auch die emotionalen Momente sind unvergesslich – das erste Lächeln eines Neugeborenen, die Erleichterung und das Glück der Eltern oder auch die Dankbarkeit, wenn ich helfen konnte. Zu wissen, dass meine Arbeit einen echten Unterschied im Leben dieser Familien macht, gibt mir jeden Tag aufs Neue Kraft und Motivation.
Nadia: Könntest du dir vorstellen, irgendwann wieder in einer Klinik zu arbeiten?
Hebamme: Ja, das würde ich sehr gerne! Ich vermisse die Geburten und die Arbeit im Team. Ich muss aber erst schauen, wie sich das mit meiner familiären Situation vereinbaren lässt.
Nadia: Was würdest du jungen Menschen raten, die überlegen, Hebamme zu werden?
Hebamme: Wenn es wirklich ihr Traum ist, sollten sie sich nicht abschrecken lassen. Der Beruf ist herausfordernd, aber unglaublich erfüllend.
Häufig gestellte Fragen von frischgebackenen Eltern:
Nadia: Lassen wir uns über das Stillen sprechen. Viele Mütter leiden unter wunden Brustwarzen. Was hilft dagegen?
Hebamme:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um wunde Brustwarzen zu behandeln und ihnen vorzubeugen. Sehr bewährt haben sich Multi Mam-Kompressen, die im Kühlschrank gekühlt werden, da sie nicht nur angenehm kühlen, sondern auch entzündungshemmend wirken. Auch Schwarztee-Beutel sind eine einfache, aber wirkungsvolle Methode: Sie werden aufgekocht, anschließend abgekühlt und dann auf die betroffenen Stellen gelegt. Die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe helfen dabei, die Haut zu beruhigen und die Heilung zu unterstützen. Zusätzlich ist es wichtig, die Brustwarzen nach dem Stillen immer an der Luft trocknen zu lassen, anstatt sie sofort mit Stoff oder Stilleinlagen zu bedecken, da Feuchtigkeit das Problem oft verschlimmert. Aber nicht nur die Pflege ist entscheidend – man sollte auch immer die Ursache für die wunden Brustwarzen herausfinden. Oft liegt es an einer falschen Anlegetechnik, wodurch das Baby die Brustwarze nicht optimal erfasst und so Druckstellen oder Reibung entstehen. In solchen Fällen kann es sehr hilfreich sein, eine Hebamme oder eine Stillberaterin um Rat zu fragen, um die Anlegetechnik zu verbessern und Schmerzen in Zukunft zu vermeiden.
Nadia: Ein weiteres großes Thema sind Dreimonatskoliken. Was empfiehlst du Eltern, deren Babys darunter leiden?
Hebamme:
Tatsächlich sind Dreimonatskoliken kein eindeutig belegtes Phänomen, sondern eher eine Art Regulationsstörung des unreifen Verdauungssystems. Viele Babys haben in den ersten Lebenswochen mit Bauchschmerzen, Blähungen und Unruhe zu kämpfen, was sowohl für sie als auch für die Eltern eine herausfordernde Zeit sein kann. Ich empfehle sanfte, natürliche Mittel, um das Verdauungssystem zu unterstützen. Kümmelöl oder spezielles Bäuchleinöl, das ich auch selbst in meinem Shop anbiete können sehr hilfreich sein. Wenn man das Öl sanft in kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn auf das Bäuchlein massiert, unterstützt das die Verdauung und hilft, Luft im Darm abzubauen. Besonders wirksam ist es, wenn man die Massage mit Wärme kombiniert, beispielsweise durch ein angewärmtes Kirschkernkissen, das sanft auf den Bauch gelegt wird. Auch eine leichte Bauchlage auf dem Unterarm oder der sogenannte Fliegergriff, bei dem das Baby mit dem Bauch nach unten gehalten wird, kann die Beschwerden lindern. Das sanfte Wiegen und die leichte Druckmassage auf den Bauch helfen, die Anspannung zu lösen und die Verdauung in Gang zu bringen.
Nadia: Und wenn das alles nicht hilft?
Hebamme:
Wenn ein Baby trotz all dieser Maßnahmen weiterhin starke Beschwerden hat und sich sichtlich quält, gibt es noch einige weitere Möglichkeiten. Ich schwöre auf spezielle Pups-Globuli, die in der Einhorn-Apotheke in Bochum erhältlich sind und viele meiner kleinen Patienten gut vertragen. Falls es nötig ist, kann man gelegentlich auch ein Kümmezäpfchen verwenden, um die Beschwerden zu lindern – allerdings sollte das nur in Ausnahmefällen geschehen. Ich betone immer: Je mehr man von außen in den Verdauungsprozess eingreift, desto träger wird das Verdauungssystem des Babys, weil es sich nicht selbst regulieren kann. Der Körper braucht Zeit, um sich an die neue Umgebung und die Verarbeitung der Nahrung zu gewöhnen. Eltern sollten daher geduldig sein und auf sanfte Methoden setzen, bevor sie zu stärkeren Mitteln greifen.
Nadia: Viele Eltern sind unsicher, welche Babynahrung die richtige ist. Hast du Empfehlungen?
Hebamme:
Es ist schwierig, eine pauschale Empfehlung für eine bestimmte Babynahrung zu geben, da jedes Baby individuell ist und unterschiedlich auf bestimmte Milchnahrungen reagiert. Manche Babys haben empfindlichere Verdauungssysteme und vertragen nicht jede Pre-Milch gleich gut. Ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass ich bei meinen eigenen Kindern sehr gute Erfahrungen mit der Aptamil Care Pre-Milch gemacht habe. Sie ist leicht verdaulich und kommt der Muttermilch in ihrer Zusammensetzung recht nahe. Es gibt aber auch viele andere hochwertige Pre-Nahrungen, sodass Eltern darauf achten sollten, wie ihr Baby darauf reagiert. Wenn es vermehrt Bauchschmerzen oder Blähungen bekommt, kann es sinnvoll sein, eine andere Sorte auszuprobieren. Wichtig ist, dass Eltern sich nicht verunsichern lassen – jedes Baby hat eigene Bedürfnisse, und manchmal muss man ein wenig herumprobieren, um die passende Nahrung zu finden.
Nadia: Wunde Haut im Windelbereich ist ein häufiges Problem. Was hilft dagegen?
Hebamme:
Wunde Haut im Windelbereich kann sehr unangenehm für Babys sein und entsteht häufig durch Feuchtigkeit oder Reibung. Daher sollte man auf eine besonders sanfte Pflege achten. Viele handelsübliche Feuchttücher enthalten Alkohol oder Parfümstoffe, die die empfindliche Babyhaut reizen können. Eine einfache und natürliche Alternative ist Schwarztee: Einfach einen starken Schwarztee aufkochen, abkühlen lassen und die betroffenen Stellen damit vorsichtig betupfen. Die Gerbstoffe wirken entzündungshemmend und helfen, die Haut zu beruhigen. Ein weiteres bewährtes Mittel ist Heilwolle. Diese legt man in kleinen Stücken direkt auf die gereizte Hautstelle. Sie wirkt durch ihre natürlichen Lanolin-Anteile hautberuhigend und schützt die Haut vor weiterer Reizung.
Nadia: Und wenn das Baby sehr häufig Stuhlgang hat?
Hebamme:
In solchen Fällen wird die Haut natürlich besonders stark beansprucht, da sie ständig mit Feuchtigkeit und Reibung in Kontakt kommt. Um dem vorzubeugen, kann eine gute Wundschutzcreme helfen. Es gibt spezielle Cremes mit Zink, die einen leichten Schutzfilm auf der Haut hinterlassen und somit die Feuchtigkeit abhalten. Noch besser ist es, die Haut so oft wie möglich an der Luft trocknen zu lassen. Dazu kann man das Baby nach dem Wickeln für einige Minuten ohne Windel strampeln lassen – das ist nicht nur gut für die Haut, sondern macht den meisten Babys auch viel Spaß!
Nadia: Hast Du noch einen Tipp für Eltern, die mit wunder Haut kämpfen?
Hebamme: Ja, weniger ist oft mehr. Die Haut braucht Zeit zur Regeneration. Und wenn eine Methode nicht hilft, sollte man ruhig mal etwas anderes ausprobieren – oft sind es einfache Hausmittel, die am besten wirken.
Nadia: Viele Eltern fragen sich, wann Babys zusätzlich Wasser oder Tee trinken sollten. Was sagst du dazu?
Hebamme:
In den ersten sechs Monaten ist es absolut nicht notwendig, Babys zusätzlich Wasser oder Tee zu geben. Muttermilch oder Pre-Nahrung enthalten alles, was das Baby an Flüssigkeit benötigt. Selbst an heißen Tagen reicht die Milch völlig aus, um den Flüssigkeitshaushalt zu decken. Erst wenn das Baby drei feste Mahlzeiten am Tag zu sich nimmt und die Milchmahlzeiten allmählich ersetzt werden, kann man langsam beginnen, Wasser anzubieten.
Nadia: Viele Menschen denken, dass sie keine Hebamme brauchen, weil sie Unterstützung von der eigenen Mutter oder Schwiegermutter haben. Was sagst du dazu?
Hebamme:
Das höre ich tatsächlich oft! Natürlich ist es wunderschön, familiäre Unterstützung zu haben, aber die Empfehlungen der älteren Generation sind oft überholt. Hebammen arbeiten nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und können gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der Familie eingehen. Jede Schwangerschaft, jede Geburt und jedes Baby sind anders, und eine Hebamme kann eine wertvolle Anlaufstelle für alle Fragen und Unsicherheiten sein.
Nadia: Vielen Dank für deine wertvollen Tipps, Dilara! Zum Abschluss: Was würdest du frischgebackenen Eltern noch mit auf den Weg geben?
Hebamme:
Vertraut auf euer Bauchgefühl! Jeder wird euch Ratschläge geben, aber letztendlich kennt ihr euer Baby am besten. Und wenn ihr unsicher seid, zögert nicht, eine Hebamme um Rat zu fragen. Ihr seid nicht allein!
Nadia: Vielen Dank für das Gespräch und deine wertvolle Arbeit!
Hebamme: Sehr gerne!
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